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07.10.09: Bela Guttmann by "Messerjokke"
Spieler, Trainer, Weltenbummler, Begründer des Mythos Benfica.
Geb. am 27 Januar 1899 in Budapest als Sohn eines ungarisch-jüdischen Ehepaar. Verst. am 28 August 1981 in Wien.
Mit 17 Jahren begann seine Spielerkarriere im Jahr 1916 bei einem kleinen ungarischen Club namens Törekves. 1919 wechselte er zum größeren Hauptstadtclub MTK Budapest mit dem er in den Jahren 1920 und 1921 zwei Meisterschaften in Folge gewinnen konnte.
Im Jahr 1922 wechselte Guttmann nach Österreich, genauer gesagt zum jüdischen Club Hakoah Wien. Mit diesem Wechsel war allerdings ein handfester Skandal verbunden der eine Serie von Sperren und Bestrafungen nach sich gezogen hat. Es war herausgekommen das in Ungarn illegale Gehaltszahlungen an Spieler, Trainer und Funktionäre getätigt wurden, obwohl es offiziell keinen Profifußball in Ungarn gab. Somit ist der Wechsel von Guttmann nicht aus sportlicher Sicht anzusehen sondern eher als Flucht aus der Heimat einzuordnen, da auch Guttmann in den Genuß von illegalen Zahlungen gekommen sein soll.
Mit Hakoah Wien konnte Guttman 1924/25 in der ersten ausgetragenen Profimeisterschaft den Titelgewinn feiern.
Mit Hakoah Wien kam er im Rahmen einer Welttournee nach Nordamerika, genauer gesagt nach New York, wo er nach Beendigung der Reise einen Vertrag bei den New York Giants die in der amerikanischen Soccer League spielten unterschrieben hat. Von 1926 bis 1932 spielte er in insgesamt 4 New Yorker Vereinen: New York Giants, New York Soccer Club, New York Hakoah, Hakoah All Stars Brooklyn.
In dieser Zeit wurde er auch geschäftlich tätig in dem er “Shows“ für Fußballstars organisierte und auch Teilhaber einer großen New Yorker Bar war.
1932 verließ er Amerika und kehrte nach Wien zurück wo er mit der Wiener Hakoah noch mal eine Saison spielte um dann seine aktive Karriere beendete. Bei diesem Club begann auch seine Trainerkarriere die in einer vierzigjährigen Weltreise münden sollte.
Sein erster großer Erfolg als Trainer gelang ihm mit Ujpest Budapest im Jahr 1939 als er den Mitropacup (ein früher Vorläufer des späteren Landesmeistercup und heutiger Championsleague) gewann. Erwähnenswert, aber so gut wie nicht erforscht ist ein Engagement beim SC Enschede mit dem er 1936 ostholländischer Meister wurde.
Dann brach der zweite Weltkrieg aus und Bela Guttmann verschwand spurlos von der Bildfläche. Wie und wo er die 6 Kriegs und Holocaustjahre verbrachte ist bis heute nicht nachweisbar. Höchstwahrscheinlich tauchte er unter und lebte im Untergrund.
Es gab Zeitgenossen die behauptet hatten das er nach seinen Auftauchen 1945 in Budapest plötzlich fließend portugiesisch sprach. Dies wird allerdings von dem Autor Detlev Claussen bestritten der in seinem 2006 erschienenen Buch (Guttman Biographie) einen Verbleib von Guttmann in Ungarn für wahrscheinlich hält. Allerdings kann auch er keine handfesten Beweise liefern
Was nun nach 1945 folgte ist eine beispiellose Reise durch die große Welt des Fusballs gepaart mit großen Erfolgen als auch Misserfolgen.
In seiner Trainerkarriere arbeitete er an 24 Stationen für 18 Vereine und 3 Nationalmannschaften (Ungarn, Portugal, Österreich) in insgesamt 13 Ländern von Europa und Südamerika.
Nach dem Krieg trainierte Guttmann von 1945-1948 die drei Budapester Vereine Vasas, Ciocanul und Kispest bevor er 1949 nach Italien wechselte.
Dort trainierte er in der Serie A die Clubs Paldova Calcio (1949/50) und US Triestina (1950/51)
Laut nicht bestätigten Quellen war Guttmann 1952 im Trainerstab der ungarischen Nationalmannschaft die 1952 bei den olympischen Spielen in Helsinki die Goldmedaille gewann. 1953 ging er nach Argentinien wo er den Zweitligisten Quilmes trainierte, diesen nach einigen Monaten aber verließ um in Zypern bei Apoel Nikosia zu landen. Auch hier blieb er nicht lange und ging wieder nach Italien zurück um beim AC Mailand seine dritte Trainerstation in nur einem Jahr anzutreten.
1955 stand er mit dem AC Mailand an der Spitze der Serie A und musste doch seinen Posten räumen weil er das Opfer einiger Intrigen wurde. Er wechselte während der Saison nach Lanerossi Vicenca und verließ nach dieser Saison Italien im Groll und Zorn. Jedoch sollten die von ihm gemachten Erfahrungen des italienischen Profifussball für seine weitere Arbeit sehr nützlich sein. Denn nun folgten sehr erfolgreiche Jahre.
Im Herbst 1956 stieß er in Südamerika zur ungarischen “Exilmannschaft“ Honved Budapest. Das Team um Superstar Ferenc Puskas war aufgrund des Ungarn-Aufstand 1956 von einer Südamerikareise nicht mehr in die Heimat zurückgekehrt. Das Team spielte eine erfolgreiche Südamerika Tournee die Guttmann als Trainer betreute. Nach der Station in Brasilien kehrte das Team 1957 nach Ungarn zurück und löste sich auf. Guttman jedoch blieb in Brasilien und wurde Trainer des FC Sao Paulo.
Aufgrund seiner Erfahrungen aus der ungarischen Heimat und aus Italien führte er das 4-2-4 in Brasilien ein womit das Land 1958 auch Weltmeister wurde. Die führenden Experten sind sich einig, das der WM Titel Brasiliens ohne die “Pionierarbeit“ von Bela Guttmann höchstwahrscheinlich nicht zustande gekommen wäre. Brasilien war in den 1950ziger Jahren erst durch Guttmann und dem Team von Honved “wachgeküsst“ worden.
Im Sommer 1959 kehrte Guttmann nach Europa zurück und ging nach einem kurzen Intermezzo als Nationaltrainer Portugals beim FC Porto unter Vertrag. Er holte mit dem Team nach einem "Herzschlagfinale" auf Anhieb den portugiesischen Titel, um direkt im Anschluss zum - diesmal - unterlegenen Konkurrenten zu wechseln: zu Benfica Lissabon.
Über die folgenden, wohl glücklichsten Jahre in der Trainerkarriere Guttmanns schrieb der Autor Detlev Claussen:
"In Lissabon, wo mit Béla Guttmann der rechte Mann zur rechten Zeit am rechten Ort stand, berührten sich Brasilien und Europa buchstäblich. Guttmann konnte die brasilianischen Stilelemente, die er in Sao Paulo selbst mit entwickelt hatte, in den europäischen Fußball integrieren. Und er konnte mit seinen jungen Spielern, die sich an brasilianischen Idealen orientierten, eine ganz neue Mannschaft kreieren". (Quelle: Wikipedia)
Mit Benfica holt Guttmann in 3 Jahren 5 Titel und hat sich dort zu guter Recht seinen Platz im Fussballolymp gesichert. Unvergessen sind die zwei Endspiele im Europapokal gegen Real Madrid und dem FC Barcelona. Mit dem Sieg gegen Barcelona wurde die spanische Dominanz in Europa gebrochen und ein Jahr später gegen Madrid auch die von Real.
In dieser Zeit entdeckte er auch das afrikanisch-portugiesische Supertalent Eusebio der maßgeblich den Stil von Benfica prägte. Guttmann galt als Förderer und Mentor von Eusebio.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere verließ er Benfica 1962. Doch nun folgte sein tragischer Abstieg. Leider konnte er nie wieder an allen noch folgenden Stationen an die alten Erfolge anknüpfen.
1962 und 1963 unternimmt er mit Penarol Montevideo zwei erfolglose Versuche die Copa Libertadores zu gewinnen. Er wurde extra für diesen Wettbewerb von dem Club aus Uruguay verpflichtet. Zwischen 1962 und 63 verweilte er in Europa. Von März 1964 bis Oktober 1964 fungierte er als Teammanager der österreichischen Nationalmannschaft mit (für österreichische Verhältnisse) anständiger Bilanz. In 6 Spielen kam das Team auf 3 Siege 2 Remis sowie 1 Niederlage. Der Rücktritt erfolgte aufgrund (nicht sicher nachweisbar) antisemitischer Äußerungen aus dem Umfeld des Fussballverbandes.
1965 folgte dann der endgültige Abstieg. Sein zweites Traineramt bei Benfica 1965/66 endete mit einer demütigenden Kündigung an der Stätte seines größten Triumphes im Frühjahr 1966. Nach einer kurzen Auszeit ging er 1967 in die Schweiz zu Servette Genf. Auch hier wurde er nach kurzer Zeit wegen Erfolglosigkeit entlassen. Nahtlos wechselte er nach Griechenland zu Panathinaikos Athen wo er nach einigen Spielen zurück trat. Nach ca. sechsjähriger Auszeit folgten zwei letzte Auftritte auf der Fussballbühne. 1973 fungierte er als Teammanager für Austria Wien und danach coachte er nochmals den FC Porto und wurde Tabellenvierter. Im Sommer 1974 beendete der mittlerweile 75 jährige Bela Guttmann seine Karriere.
Im Alter von 81 Jahren verstarb Bela Gutmann am 28 August 1981 in Wien.
Erfolge:
Als Spieler (1916–1933)
Ungarischer Nationalspieler , Olympiateilnehmer 1924
Ungarischer Landesmeister 1920, 1921
Österreichischer Landesmeister 1925
Sieger des US Open Cup 1929
Als Trainer (1933–1974)
Europapokalsieger der Landesmeister 1961, 1962 mit Benfica Lissabon
Mitropacupsieger 1939 mit Újpest Budapest
Ungarischer Landesmeister 1939, 1947 mit Újpest
Ungarischer Pokalsieger 1947 mit Újpest
Sieger der "Paulista" 1957 mit dem FC São Paulo
Portugiesischer Meister 1959 mit dem FC Porto; 1960, 1961 mit Benfica Lissabon
Portugiesischer Pokalsieger 1962 mit Benfica Lissabon
Ostholländischer Meister 1936 mit dem SC Enschede
Kommentare
Messerjokke: 12.05.14 18:27 |
@du1984: Als Verfasser von diesem Artikel möchte ich dir natürlich antworten: Der Grund warum nichts über den angeblichen "Guttmannfluch" in diesem Artikel steht ist ganz einfach: Es gibt keinen Guttmannfluch !!! Den hats nie gegeben und den wird es auch nie geben. Denn wenn es ihn geben würde wäre der heilige Geist höchstpersönlich ins Vereinsheim von Benfica geflogen und hätte dort eine fette Wurst hingelegt und wäre wieder davon geflogen. Und selbst wenn wir das Finale gegen Sevilla verlieren gibt es keinen Fluch. Wer das glaubt ist geistig noch im Mittelalter. Zugegeben hat Bela Guttmann Benfica im Groll verlassen und diese Sätze gesagt, aber glaubt ihr ehrlich das er im entferntesten daran gedacht hat das es auch eintrifft ??? Ganz bestimmt nicht. Und das Ansehen/Andenken von Bela Guttmann ist auch bei mir viel zu tief verankert als das ich diese Worte von ihm in den Artkel aufnehme. Denn ich und auch fast alle anderen Benfiquistas verbinden mit Bela Guttmann Erfolge,Spielkultur und den Benficamythos. Ja, er hat diese Sätze gesagt, aber sind wir deshalbe verflucht ??? Ganz bestimmt nicht. |
bela guttmann-Fluch | |
du1984: 27.04.14 11:40 |
Ich vermisse im großen Bericht, dass etwas über den Bela Guttmann-Fluch geschrieben wird. Er wollte mehr Geld bekommen,aber der vorstand wollte ihm nicht mehr Geld geben. Daraufhin schrie guttmann : benfica wird in den nächsten 100 Jahren keinen internationalen Titel mehr gewinnen !!! |
CityStar: 14.05.10 18:02 |
sehr informativ, gute arbeit messerjokke!! wäre super wenn du weitere solche artikel posten würdest |
Rafi: 11.05.10 22:08 |
Gefällt mir. einiges wusste ich noch gar nicht. schau an. |
jepp | |
Tunesier1992SLB: 17.03.10 23:02 | Ich wusste auch nicht mal das er Jude war toller Artikel der viele Informationen wiedergibt |
Eddie: 07.10.09 19:24 |
Unabhängig von unseren Meinungsverschiedenheiten in den letzten Tagen, muss ich schon sagen, dass du da einen super Beitrag veröffentlicht hast. Mir war gar nicht bewusst, dass Béla Guttmann so eine bewegende/interssante Lebensgeschichte vor und nach seiner Benfica-Zeit hatte. Die wichtigste Info ist aber für mich, dass es eine deutschsprachige Biografie über Guttmann gibt. Von daher erlaube ich mir hier mal den Amazon-Link für Leute reinzusetzten, die gerne ab und zu eine interessante Biografie lesen möchten: |
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