2013-09-27: Heiligt der Zweck wirklich die Mittel? by " Webmaster"


Trainer Jorge Jesus hat nach dem Sieg in Guimarães einen Fan, der den Innenraum gestürmt hatte, vor der Polizei verteidigt. So zumindest die Aussage des Trainers, der wie alle Welt live im Fernsehen sehen konnte dabei Handgreiflich gegenüber einen Polizeibeamten wurden, und den Fan mit Gewalt befreien wollte. Eine edle Intention, aber, heiligt der Zweck wirklich die Mittel?
Eigentlich brennt mir dieses Thema schon seit Sonntag unter den Nägeln, aber leider habe ich bislang nicht die Zeit gefunden darüber einen Kommentar zu verfassen. Nun beobachte ich aber das das Thema sowohl in den portugiesischen Medien, aber auch hier auf der Seite ziemlich kontrovers diskutiert wird, und da muss man doch mal etwas Zeit hierfür freischaufeln.


Die Szenen an sich waren schon ziemlich skurril. Jorge Jesus scheucht seine Spieler, die am liebsten nach dem Spiel direkt in der Kabine verschwunden wären, zu den Fans. Eine Szene die wir oft beobachten. Die Spieler folgen halbherzig der Aufforderung und schaffen es noch nicht einmal bis zur Torlinie geschweige denn in die Kurve, wie man es zum Beispiel aus Stadien in der Bundesliga gewohnt ist. Damit hätte aber die folgenden Szenen vermieden werden können. Denn somit haben sich ein paar Fans in den Innenraum begeben um Trikots der Spieler abzusahnen.
An sich nichts Schlimmes aber halt einen Verstoß, der prompt von den Ordnungshütern, teilweise überhart, bestraft wurde. Szenen die wir aus allen Stadien kennen. Es sind die Konsequenzen mit denen man leben muss wenn man über die Brüstung springt.
Jorge Jesus allerdings empfand die Härte einem Fan gegenüber wohl als unangemessen und brachte den Beweis für "Gewalt erzeugt Gegengewalt". Er behinderte nicht nur die Polizei bei der Ausübung Ihrer Tätigkeit (über die Art und Weise wie diese durchgeführt wurde darf gerne gestritten werden), sondern teilte auch aus. Zwar nicht mit Intention die Polizisten zu schlagen, sondern "nur" um den Fan zu befreien, aber rechtfertigt das diese Szenen?
Szenen die durch die ganze Welt gehen? Szenen die Benfica wieder einmal als pöbelnden Haufen darstellt? Szenen die nicht zu einem Verein passen, der sich "Glorioso" nennt? Szenen die nicht nur sportliche sondern auch rechtliche Konsequenzen für Jorge Jesus nach sich ziehen werden? Ist das das Bild von Benfica das wir nach Außen abgeben wollen?

Ich für meinen Teil muss sagen: Nein, das sind Szenen mit denen ich mich nicht identifiziere. Und ich muss sagen es sind in den letzten Monaten zuviele öffentliche Szenen gewesen, und was mich fast noch ärgert ist wie im Nachhinein damit umgegangen wird.
Um nur ein paar Szenen der letzten Vergangenheit zu nennen:
- Luisão rempelt Schiri um
- Cardozo rempelt Jorge Jesus an
- die Mannschaft verzieht sich noch vor der Siegerehrung von Guimarães im Pokalfinale vom Platz
- Jorge Jesus schlägt Luis Alberto (Nacional) nach Spielende
- Jorge Jesus legt sich mit Eder (Academica) an und beschimpft ihn übelst

Alles bedauerliche Szenen, die nicht unseres Vereins würdig sind. Szenen die unseren Verein in keinem Guten Licht stehen lassen. Szenen die dank Facebook, Twitter und Youtube überall auf der Welt verbreitet werden.

Wir alle sind Menschen und uns allen können Fehler passieren. Größe zeigt man wenn man diese Fehler einsteht und sich entschuldigt. Öffentlich und zeitnah.
Ohne die Szenen miteinander vergleichen zu wollen, aber ein Jürgen Klopp hat sich nach seinem Chmapions League Ausraster recht flott entschuldigt, einen "mea culpa" gemacht, und der Fall war schnell damit wieder bei den Akten.
Leider läuft das bei unserem Verein nicht so. Cardozos Ausraster wurde erst nach knapp 3 Monaten mit einer saftigen Geldstrafe von der Vereinsführung geahndet, und das war noch der beste Fall.
In alle anderen oben genannten Fällen gab es keine Entschuldigung, weder von den Tätern noch von Vereinsebene. Im Gegenteil man verteidigt die offensichtlichen Schuldigen. Das hat mich schon im Fall Luisão geärgert. Es war ein Fehler, Luisão hätte mit einer zeitnahen Entschuldigung viel Ärger und Gespött aus dem Weg gehen können. Statt dessen werden immer wieder die Opfer als Täter dargestellt. Der Schiedsrichter hat sich fallen lassen und geschauspielert, die Polizei war schuld, weil der Arme Fan nichts gemacht hatte, der Gegner war schuld weil...

Es sind Szenen die meines Erachtens unserem "Glorioso" nicht würdig sind, und die Vereinsführung toleriert dies in dem es keine Sanktionen für diese Rufschädigung gibt. Somit verfallen wir immer mehr zum Pöbelverein, was mir nicht gefällt.

Um zur ursprünglichen Frage zurückzukommen. Ich bin der Meinung der Zweck heiligt nicht die Mittel, denn diejenigen die dem Zustimmen müssen indirekt auch zustimmen wenn andere Verein Schiedsrichter bestechen um Erfolg zu haben.

Also "Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?"
Wie seht ihr es? Wie seht ihr die Aktion von Jorge Jesus und wie damit umgegangen wird?

Ich freue mich auf eine anregungsreiche, interessante und vor allem respektvolle Diskussion.

Euer Webmaster.

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Kommentare


Messerjokke:
29.09.13 09:12
Die Antwort auf die Artikelfrage lautet ganz klar:
Nein!!!
Egal was passiert ist, JJ hat sich als "Offizieller Vertreter" Benficas da raus zu halten. Hier muß man nämlich mal an die Aussendarstellung unseres Club denken. Das was dort passiert ist stärkt nur unsere Feinde und niemanden sonst.
Es kann ausserdem nicht sein, das von allen Seiten die Gewalt in Fussballstadien (zum Teil erfolgreich) bekämpft wird und sich nun auf den Innenbereich des Stadion verschiebt.
Was ist aus der Vorbildfunktion von Offiziellen, Spielern und anderen vertretern des Vereins geworden?

So was geht gar nicht. Einfach mal wieder das Hirn ausschalten und wilde Sau spielen.
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matos:
28.09.13 16:24
JJ hat meinen vollsten Respekt. Ich ärgere mich immer wieder mit anzusehen, das die Spieler sich kaum bei den Fans bedanken. Im Leverkusen haben Sie kurz in unsere Richtung geklatscht ung schon waren Sie weg, Und das war schon viel. Aber leider findet das auch bei allen anderen Mannschaften statt. Auch bei der Sellecao ist wird das Bedanken sehr kurz gehalten.
Ich denke das es sich in Guimarães um einen Fall von unangemessener Gewalt von Seiten der Polizei handelt und es legitim und sogar die Pflicht von JJ einzugreifen.
Wobei, ich muss auch sagen dass Ich noch nicht dahinter gekommen bin auf welche Kriterien sich die Gewaltprävention der Polizei gegenüber den Fans aufbaut. Deeskalation ist es auf keinen Fall.
Ich war bei verschiedenen Spielen in Estadio da luz dabei. Kontrolliert wurde ich kaum bis gar nicht. Immer wieder werden Bengalos und Böller abgebrannt. Keiner sagt was. Aber wehe einer springt über die Brüstung weil ein Spieler in ein Trikot schenken will (auch nicht ok vom Fan er hätte auch warten können bis die Spieler (vielleicht) kommen) und schon springen schon 4 Polizisten auf ihn. Ich weiß nicht ob es mir nur so geht, aber ich finde das Handeln der Polizei unverhältnismäßig.
Andersrum würde man hier in De für Vergehen als Fan ein paar Jahre Stadionverbot bekommen.
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benficainlove:
28.09.13 13:07
Ich glaube man ksnn die tat von jj nur verstehen wenn man selbst in so einer Situation war. Ich habe auch einmal erlebt wie Polizisten einen freund von mir verprügelt haben obwohl er nur auf den Boden gespuckt hat. Das ist schon sehr lange her aber ich habe wie jj gehandelt und bin dazwischen gegangen weil man sich sowas nicht mit ansehen kann. Habe damals weil ich noch jung war nur ein paar sozialstunden bekommen.....
Trotzdem bereue ich nicht das ich dazwischen gegangen bin. Ich respektiere Menschen die sowas machen. Meiner Meinung muss man Zivilcourage nicht nur an normalen Personen sondernauch bei polizisten aanwenden wenn sie ihren job nicht richtig machen ....
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Micha:
28.09.13 12:44
Ich verstehe diese Diskussion nicht, in Deutschland in der 1.Liga würde J.Jesus DER gefeierte Mann sein. Er will das die Spieler zu den Fans gehen, und er versucht ihnen, bei der überharten Aktion der Ordner, zu helfen. Ich verstehe es nicht warum er dadurch in ein so schlechtes Bild gestellt wird... Mit was ich mich eher nicht identifizieren kann sind Spieler, die noch nicht mal die Eier haben zu ihren Fans zu gehen die 1000 euros im jahr für ihr Verein zahlen, der einzige der von denen mein Respekt verdient ist J.Jesus.. FERTIG
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Manu:
Homepage von Manu.
28.09.13 11:26
Ich unterschreibe die Aussagen unseres Webmasters hiermit ausdrücklich. Einzig der (dann doch gezogene) Vergleich mit Kloppo hinkt meines Erachtens. Er ist nämlich chronischer Wiederholungstäter. Ein Zitat von ihm, nachdem er einen Schiedsrichter angegangen ist aus dem Jahre 2010(!!!): "Solche Szenen wird es von mir nie wieder geben".
Sich zu entschuldigen ist ok und gehört sich auch, rechtfertigt dann aber auch nicht, so etwas immer wieder zu tun.
Die Intention von JJ war sicherlich ehrenhaft, die Ausführung jedoch mangelhaft und peinlich.
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eusebio:
27.09.13 17:50
Da haste recht, JJ wollte sicher den Fan verteidigen, mag sein, aber das wie ist halt unakzeptabel.
Und wenn die Spieler nicht zu den Fans gehn, ist leider auch ein Armutszeugnis.

Gruss
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julianodelano:
27.09.13 16:03
Also erst einmal muss ich sagen dass dies ein schöner und umfangreicher Artikel oder auch Kommentar ist.
Schön wenn die Seite so mit Qualität gefüllt wird.

Meine Meinung zu der Sache ist jedoch eine etwas andere.
Ich bin bei dir lieber Webmaster wenn es darum geht dass der Zweck die Mittel NICHT heiligt!
Damit würde man nur schlimmte Dinge rechtfertigen und entschuldigen und das geht nicht. Man kann sie höchstens vaage nachvollziehen.

Ich finde aber nicht das es hier zu der Frage kommt ob der Zweck die Mittel heiligt.
Das hört sich an als wäre Jorge Jesus mit Baseballschläger auf Polizistenjagd gegangen.
Natürlich kann man den Fan im Optimalfall irgendwie anders zur Hilfe kommen sodass sich nicht solch eine Angriffsfläche bildet.
Aber ich finde es aller Ehren wert wie wichtig unserem Trainer die Fans sind!!!
Und da muss man einfach mal sagen dass die Fans in Stadien inzwischen dargestellt werden wie Monster. Natürlich gibt es da riesige Spinner, ja einfach nur Arschlöcher, sorry. Aber es ist ja nur ein Querschnitt der Gesellschaft und solange ein Fan nichts gefährliches tut sollte man seine Gesundheit nicht so gefährden wie Polizisten es nur allzu häufig und dem Anschein nach auch mit Vergnügen tun.
Was bringt es dem Fan wenn JJ nach dem Spiel in der PK sagt: "Ja und die Polizei war auch voll gemein und brutal zu einem Fan nach dem Spiel?"

Du sagst er hat die Polizei bei ihrer Arbeit gestört... ich glaube nicht dass es die Arbeit der Polizei ist so auf einen unschuldigen loszugehen.
Klar es ist vorboten aufs Feld zu kommen und die Regel ist auch an sich sinnvoll.
Aber ein bisschen mehr miteinander auf Augenhöhe und "Kulanz" täte an jeder Ecke dieser Welt jedem gut.

Und die die Benfica nach diesen Geschichten verurteilen haben sowieso keine Ahnung von unserem Verein und lesen nur die SCHEIß BILD!
Solche Leute sollen mal weiterhin Bayernfans bleiben. Mir egal was solche Leute die nicht differenzieren können denken.

Was mich mehr stört ist das Verhalten der Spieler zu den Fans. Wie du bereits gesagt hast wollen die meisten lieber sofort in die Kabine. Das finde ich schlimm. Ein David Luiz zum Beispiel war da noch ganz anders!

Letztendlich finde ich hat JJ etwas getan für das er meinen Respekt bekommt, mit etwas mehr Fingerspitzengefühl hätte er es sogar allen Recht machen können.
Er muss sich entschuldigen und verantworten und aus ist die Geschichte.
Die ganze Sache wird viel zu sehr aufgebauscht.
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eusebio:
27.09.13 15:54
Eigentlich alles perfekt gesagt....
Es geht einfach so nicht, und wie im Falle Klopp, eine Entschuldigung ist sicherlich angebracht, ich zweifle doch an so manchen Charakter in der Mannschaft. Jeder macht Fehler, rastst mal aus, aber man sollte danach dazu stehn.
Gruss euse.
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