2012-11-01: Nélson Oliveira: Ein weiteres „Ewiges Talent“? by " Monchichi"


2 Monate ist nun der Saisonstart der Primera Divisíon schon her. So wird es also mal Zeit, den einen oder anderen verliehenen Spieler, detaillierter zu betrachten. Die größte Hoffnung der Benfiquistas, aber auch die ganz Portugals, liegt weiterhin auf dem mittlerweile 21-jährigen Mittelstürmer Nélson Oliveira. Nach bereits unzähligen Spielern Benficas und Portugals, die mittlerweile als „Ewige Talente“ eingestuft wurden, ist nun langsam auch Oliveira dran zu zeigen, dass er nicht nur aus mangelnder Konkurrenz im Sturm einen Platz in der Sellecao innehat.

Bisheriger Karriereverlauf

Um noch einmal ein konkreteres Bild über den jungen Portugiesen zu bekommen, schauen wir uns noch einmal seinen bisherigen Karriereverlauf an.
Nélson spielte in der Jugend schon bei dem einen oder anderen Verein, ehe er 2006 zu Benfica kam. Seit dem war Nélson eine feste Stütze in den Jugendmannschaften Benficas und machte somit schon früh auf sich aufmerksam. Mit 18 Jahren verließ er die Junioren und unterschrieb einen Profivertrag bei Benfica. Aufgrund der hohen Konkurrenz durch Cardozo und Saviola in der Saison 2009/10, wurde er zur Winterpause an Rio Ave verliehen. Sein Profidebüt bestritt er schließlich am 7. Februar 2010, wo er für gerade einmal 8 Minuten gegen Leixoes auflaufen durfte. In der Liga und im Pokal kam er zusammen auf 12 Einsätze. Ein Tor war ihm aber leider noch vergönnt.

Vor der Folgesaison bestritt er die U-19 Europameisterschaft, wo er im Auftaktspiel gegen Italien ein Tor erzielte. Die beiden weiteren Gruppenspiele gingen verloren, womit Portugal auch ausschied. Zur eigentlichen Saison (10/11) wurde er an Pacos Ferreira verliehen, wo er in seinem ersten Spiel gegen Maritimo auch endlich sein erstes Pflichtspieltor erzielte. Es folgten drei weitere Tore in der Liga sowie eines im Ligapokal. Im Letzteren kam Nélson mit seinem Team bis ins Finale, was ausgerechnet gegen seinen Arbeitgeber SL Benfica verloren ging.

Nach der Saison bestritt er dann mit Portugal die U-20 Weltmeisterschaft bei der, mit Ausnahme des Finalspiels gegen Brasilien (2:3), jedes Spiel gewonnen wurde. Bei dem Turnier, wo die Portugiesen zu Recht als „Minimalisten“ betitelt wurden (7 Tore aus 7 Spielen), erzielte Nélson 4 Tore und bereitete ein weiteres vor. Zwei seiner Tore sowie sein Assist beim Spiel gegen Neuseeland waren aufgrund der resultierenden 1:0 Erfolge spielentscheidend. Durch seine Leistungen bei der Endrunde wurde ihm schlussendlich der silberne Ball verliehen. Das Turnier war also der erste Gradmesser für ihn und die portugiesische Presse kündigte daraufhin an in den Folgejahren einen neuen Pauleta bewundern zu können.

Und tatsächlich ging es weiter bergauf. Zur Saison 11/12 spielte Nélson schon in der ersten Mannschaft von Benfica. In der Liga traf er in 12 Spielen zwar nicht, bereitete aber dafür zwei Tore vor. Dafür konnte er aber gegen Zenit Sankt Petersburg seinen ersten Champions League Treffer zelebrieren. In den nationalen Pokalwettbewerben kam er zusammen auf acht Einsätze und zwei Tore. Im selben Jahr bestritt er auch sein erstes Spiel unter Paulo Bento in der A-Nationalmannschaft. Seine Eindrücke reichten schließlich zur Berufung für die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, wo man im Halbfinale an Spanien scheiterte.

Gegenwart

Heute spielt Nélson auf Leihbasis für Deportivo La Coruna. Beim derzeit Tabellen 18ten bestritt Nélson bisher neun Spiele, traf jedoch nur zwei Mal. Mit Benfica Kollege Roderick, Zé Castro, Tiago Pinto, André Santos, Diego Salomao, Bruno Gama und Pizzi sind neben ihm selbst gleich sieben portugiesische Spieler bei La Coruna. Durch die portugiesische Flügelzange bestehend aus Pizzi und Bruno Gama müsste Nélson eigentlich der perfekte Stoßstürmer sein. Allerdings setzt der spanische Trainer José Luis Oltra lieber auf den bereits 32-jährigen Riki, womit Nélson im Schnitt auf eine Spielzeit von 30 Minuten pro Spiel kommt. Dafür das Riki also in denselben Spielen doppelt so viel Einsatzzeit hat als Nélson, ist er mit drei erzielten Toren nur bedingt besser. Wer die beiden jedoch noch überragt ist Pizzi, der bisher vier Tore und einen Assist verbuchen konnte.

Bisher erzielte La Coruna in neun Spielen 13 Tore - vier davon bei der 4:5 Niederlage gegen den FC Barcelona. Neben Barcelona trat das Team auch schon gegen Real Madrid und den FC Valencia an – zwei Gegner, bei denen Nélson auch nicht zum Tore schießen eingeladen wurde. La Coruna spielt in einem 4-3-3-System, welches Nélson bereits durch die Junioren- und A-Nationalmannschft Portugals kennt. Dennoch hat der Stürmer Probleme mit dem Tore schießen – und das obwohl er auch schon in dieser Saison das Gegenteil bewiesen hat. Schon am ersten Spieltag in der spanischen Liga erzielte Nélson nach seiner Einwechslung ein Traumtor per Lupfer. Auch sein zweites Tor, erzielt durch einen harten Linksschuss außerhalb des Sechzehners war sehr gut herausgespielt sowie abgeschlossen. Auf exakt die gleiche Weise schoss Nélson auch im August sein erstes Länderspieltor gegen die Mannschaft von Panama.

Analyse

Nélson ist ein Konterstürmer, der tief in der eigenen Hälfte steht und gezielte aber vor allem auch effektive Sprints nutzt um an den 16er zu kommen um dann im Eins-gegen-eins den Torwart zu bezwingen. Wenn Oliveira nämlich Mal alleine vor dem Torhüter steht, dann verzieht er eigentlich nur äußerst selten einen Ball. Diese gewaltige Abgeklärtheit kennt man meist nur von erfahrenden Recken. Dies macht Oliveira auch so gefährlich vor dem Tor. Problematisch ist dennoch, dass Nélson gar nicht mal so über eine enorme Geschwindigkeit verfügt wie es andere tuen. Dafür ist er meistens der schnellste beim Umschalten, womit er dann während eines Konters alleine vor den Gegenspielern steht und somit verzweifelt versucht selbst durch zu kommen. Schalten Mitspieler wie beispielsweise Pizzi auch schnell um, lassen sich aber zu viel Zeit und nutzen lieber ein Aufbauspiel, so ist auch in einer solchen Situation die Konterchance für Oliveira schon verstrichen. Perfekt wäre es, wenn die Flügelspieler ebenso Konter-und vor allem auch dribbelstark wären, so dass Oliveira an den Gegenspielern vorbei ziehen kann und alleine vor dem Tor den entscheidenden letzten Pass bekommt und somit genug Zeit und Platz hat eine Lauf- und Schussrichtung zu bestimmen. Insgesamt betrachtet widerspricht sein Spielstil seinen Fähigkeiten. Das bedeutet keines Wegs, dass Oliveira langsam und technisch limitiert wie ein Almeida ist. Es heißt nur, dass Nélson ein wahrer Angriffsfußballer ist, bei dem ein Aufbauspiel eher kontraproduktiv ist. Ob sich sein Spielstil über die Jahre noch ändert ist ungewiss, jedoch ist es für einen solchen Spielertypen ziemlich schwer Tore zu erzielen, da solche extremen Konter bei Startrainern eher unter die Kategorie „Verzweiflungstat“ fallen und nicht so gerne gesehen werden. Des Weiteren sind solche gezielten Konter eine Frage der Zeit. Mit einer halben Stunde Spielzeit dürfte es Oliveira derzeit ziemlich schwer fallen Tore zu erzielen.

Letzten Endes muss Nélson aber nun diese Saison endlich nutzen um sein Potenzial abzurufen, sonst reiht er sich gleich neben Namen wie Javier Balboa, Sidnei oder Urreta in die Liste der „Ewigen Talente“ Benficas ein.



Artikel kommentieren

Wie hat dir der Artikel gefallen?
Mir gefällt das Gefällt mir ( FanatikoSLB20, Aguia, Webmaster, beneck, Niko, Manu, Messerjokke gefällt das)

Kommentare


Messerjokke:
22.11.12 11:56
smiley
Gefällt mir ( gefällt das)

Manu:
Homepage von Manu.
04.11.12 11:23
Top Beitrag, sehr ausführlich , sehr informativ und analytisch. Ich freue mich über jeden Beitrag, der über Spielberichte hinausgeht, das macht die Seite noch lebendiger.
Gefällt mir ( gefällt das)
Niko:
04.11.12 00:47
Alle Achtung, sehr sehr guter Beitrag!!!!
Gefällt mir ( gefällt das)

Webmaster:
ICQ Status von Webmaster. Klicken = Zu Kontakten hinzufügen. Homepage von Webmaster.
01.11.12 09:39
Toller, ausführlicher Artikel. Hatte mich schon gefragt wann wieder etwas von dir kommt. Hatte aber ehrlich gesagt mit einer solchen Einzelanalyse nicht gerechnet. Trotzdem tolle Arbeit.
Nun zu Nelson Oliveira. Er braucht mehr Spielpraxis. Wenn er sich bei La Coruna nicht durchsetzten kann wird es schwierig für ihn. Er ist trotz allem ein anderer Spielertyp als Mittelstürmer wie Cardozo und Lima bei uns im Kader. Vielleicht schultert er auch etwas zuviel, denn eigentlich liegen die Hoffnungen ganz Portugals auf seinen Schultern, den seit Pauleta haben wir keinen wirklichen Mittelstürmer mehr mit Torriecher. Er soll es werden, das wird schon seit Jahren prophezeit, aber ob er es wird das wird sich noch zeigen müssen. Dafür muss er sich auch mal durchbeißen. Aber die Saison ist noch lang und man muss ihn weiter beobachten.

Ich freue mich bald wieder von dir zu lesen.
Gefällt mir ( Monchichi gefällt das)

FanatikoSLB20:
01.11.12 08:27
guter artikel, sehr gut geschrieben und sehr gut analysiert
Gefällt mir ( Monchichi gefällt das)